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Technische Spitzenleistungen für Deutschlands viertes schwimmendes Speicher- und Regasifizierungsterminal

  • Gas
Veröffentlicht am 17 September 2025

Tractebel unterstützte die Fertigstellung des zweiten Flüssigerdgas-Terminals (FSRU) in Wilhelmshaven. Die Anlage wird eine wichtige Rolle bei der Sicherung der Energieversorgung Deutschlands spielen, indem sie Erdgas in das deutsche Gasnetz einspeist, das dem jährlichen Heizenergiebedarf von fast vier Millionen Haushalten entspricht.

Dieses strategische Energieinfrastrukturprojekt wurde von der Deutschen Energy Terminal GmbH (DET), dem Eigentümer und Betreiber, in Zusammenarbeit mit dem Projektentwickler FSRU Wilhelmshaven GmbH, einem Joint Venture zwischen ENGIE und Tree Energy Solutions (TES), entwickelt. Der Terminal an der deutschen Nordseeküste besteht aus einem fest verankerten FSRU-Schiff, Hafenanlagen und einer Anbindung an das nationale Gasnetz an Land.

Ein Fast-Track-Projekt mit komplexer Koordinierung der Beteiligten

Das Terminal Wilhelmshaven 02 wurde in weniger als drei Jahren entwickelt und gebaut. Diese bemerkenswerte Leistung wurde durch die außergewöhnliche Zusammenarbeit und das Engagement aller Beteiligten, einschließlich des Kunden, der Berater und der Auftragnehmer, ermöglicht.

 

Das Projekt wurde im Mai 2022 im Rahmen einer Rahmenvereinbarung mit ENGIE initiiert. Die Beteiligung der Gas- und LNG-Abteilung von Tractebel und der IMDC (der Tochtergesellschaft für Wassertechnik) umfasste mehrere Phasen, von der Standortauswahl über die Machbarkeitsprüfung und die Front-End-Engineering-Designstudien bis hin zu detaillierten Engineering- und Owner’s-Engineering-Dienstleistungen.

 

Im Oktober 2023 unterzeichneten Tractebel und IMDC einen Engineering-Beratungsvertrag mit der FSRU Wilhelmshaven GmbH über die Erbringung folgender Leistungen:

 

Owner’s Engineering (OE)-Dienstleistungen für die Elektro- und Instrumentierungssysteme (E&I) für den E&I-Auftragnehmer Siemens, für eine maßgeschneiderte Gangway-Lösung zur Verbindung des Schiffes mit dem Pier sowie für den Pier und die damit verbundenen Offshore-Arbeiten für den Pier-Auftragnehmer Van Oord

Unterstützung bei Beschaffung und Bau: Dokumentationsmanagement und -kontrolle, Spezifikationen, Fertigungsinspektionen, Bauaufsicht, Qualitätskontrolle und unabhängige Überprüfungen

Unterstützung bei der Genehmigung: Spezifikationen und Koordination von Überwachungskampagnen, einschließlich Analysen der Ergebnisse, um die von den Behörden festgelegten Genehmigungsanforderungen zu erfüllen

Fortgeschrittene numerische Modellierung: Wasserstände, Wellen, Strömungen unter normalen Bedingungen und bei Sturmereignissen, Auswirkungen der neuen Strukturen auf das natürliche Verhalten des Meeresbodens, Wasserqualität, Unterwasserlärm, Schiffsnavigation und -risiken, Betrieb von vor Anker liegenden FSRU und Schiff-zu-Schiff-Transfer

UXO-Räumung und Felduntersuchungen: Spezifikationen und Koordination verschiedener Offshore-Untersuchungen und Messkampagnen als Grundlage für den Entwurfsprozess

Baggerstudien und Entwurf von Anlegestellen, einschließlich detaillierter Konstruktion, Bau und Installationsmethodik für die Anlegestelle und den Schwimmponton

Ad-hoc-Engineering-Unterstützung in allen Projektaspekten

 

Das multidisziplinäre Team von Tractebel stellte die Integration von Hochdruckgassystemen, Instrumentierung und Steuerung, Stromverteilung und Sicherheitssystemen innerhalb eines straffen Zeitplans und in einem komplexen Umfeld mit vielen Beteiligten sicher. Der Offshore-Anlegesteg und die unbemannten Kontrollräume stellten weitere technische Herausforderungen dar, die durch agiles Engineering und enge Zusammenarbeit erfolgreich bewältigt wurden. IMDC spielte eine Schlüsselrolle in dem Projekt und brachte sein Fachwissen in den Bereichen Schiffsnormen und Offshore-Infrastruktur ein. Außerdem kümmerte es sich um die Genehmigungen, die Vorbereitung des Entwurfs und die Überwachung der Umsetzung des Anlegers, des Pontons und der Verankerungssysteme sowie um die maritime Koordination der Offshore-Arbeiten.

 

Wichtige Meilensteine:

  • Mai 2022: Projektstart mit ENGIE
  • August 2022: Beginn der Front-End-Engineering-Design-Studien (FEED)
  • Juni 2023: Erweiterung der Ingenieurdienstleistungen des Eigentümers auf Siemens und Van Oord
  • Oktober 2023: Unterzeichnung der Vereinbarung mit der FSRU Wilhelmshaven GmbH
  • 28. April 2025: Anlegen des FSRU-Schiffes
  • 23. Mai 2025: Erste Gasbefüllung
  • Juni bis August 2025: Leistungstests und Projektübergabe

 

Fotos: ©Deutsche Energy Terminal GmbH

Trotz der zahlreichen Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Fast-Track-Prozess, der Stakeholder-Struktur, dem Änderungsmanagement, dem Schnittstellenmanagement und den Offshore-Arbeiten wurde das Projekt zur Zufriedenheit des Eigentümers erfolgreich abgeschlossen.

Geert Wambacq

Projektleiter, Tractebel

Flüssigerdgas (LNG) ist zwar eine kohlenstoffärmere Alternative zu Kohle, aber keine CO₂-neutrale Lösung. Deshalb sind wir stolz darauf, dass diese Infrastruktur auch mit zukünftigen Kraftstoffen wie Bio-LNG kompatibel ist, das aus erneuerbaren Ressourcen hergestellt werden kann und so zur Sicherheit der Energieversorgung und zu langfristigen Nachhaltigkeitszielen beiträgt.

Jaap De Groot

Projektmanager, IMDC